An Die Deutschen (Karl Wolfskehl) Die weltzeit die wir kennen schuf der geist (Stefan George) DAS LIED Kein stern und kein jahr Vernichtet den geist Allmächtig so wahr Er noch wundert und preist (Stefan George) Euer Wandel war der meine. Eins mit euch auf Hieb und Stich. Unverbrüchlich was uns eine, Eins das Grosse, eins das Kleine: Ich war Deutsch und ich war Ich. Deutscher Gau hat mich geboren, Deutsches Brot speiste mich gar, Deutschen Rheines Reben goren Mir im Blut ein Tausendjahr. Stürzebach und Stürme rauschten, Um mich unsrer Wälder Grund, Frauen schauten, Knaben lauschten Auf mein Schreiten, meinen Mund. Zu mir traten eure Besten, Zu mir, den die Flamme heisst – Ob im Osten, ob im Westen: Wo ich bin ist Deutscher Geist. Wo ich bin ist Deutscher Geist. Eure Kaiser sind auch meine. Grosskarl, mild gestreng und fron, Unter Seiner Sonnen Scheine Zog der Ahn zum Frankenthron Nach Magonz. Sein Spross, der klare Ritter, Raw Kalonymos Gab, auf dass er Treue wahre, Treue kaiserlichem Aare, Anderm Otto, da furchbare Not ihn bog, sein eigen Ross. Und zum wahrsten Gibellinen Friedrich, aller Kronen Kron, Eilten, Guts und Bluts zu dienen, Jude, Christ und Wüstensohn. Eure Dichter sind auch meine. Auf rief ich Held Hildebrand, Mit dem Schwelg sass ich beim Weine, Mit Herrn Walther auf dem Steine, Fuhr mit dir durchs welsche Land, Erzpoet, zu Reinalds Ruhme, Flocht den vollsten Blütenstrauss, Wählend, wägend Blum auf Blume, Mir und eucch für unser Haus. Mir und eucch für unser Haus. Eure Mär ist auch die meine. Von helldüsterm Bruderpaar, Blindem, der den Blanken töte, Hoeder-Vult, von Speer und Flöte Flüstert’ ich euch, mir in Reine Rauschte Schwangotts Flügelschar. Nun im Mantel, nun als Rüde Lockte, grollte lärmumwogt Zweimal Wer: ich sah, mich lüde Ursturm, Einaug, Runenvogt! Eure Sprache ist auch meine Liebe Muttersprache, seit Jener Ahn kam, sie war seine, Blieb den Kindern, fränkisch breit. Einverleibt zur Gottesstunde Sann ich, sang ich, sing ich heut, Deut und höre frühste Kunde, Hüte mit in heiliger Runde Deine, meine Seele, Teut. Deine, meine Seele, Teut. Denn dein Tram ist auch der meine. Vom geheimen deutschen Fug, Von der Braut im Zauberschreine, Vom Kristallnetz, das die Feine Selbst gewirkt und um sich schlug, Bis, erwacht, sie’s über Weiten Ausspannt in gewaltigem Zug, Sterne fängt und Gang der Zeiten, Weiss auch meines Traumes Flug. Weiss auch meines Traumes Flug. Und dein Tag gar ist der meine. Auch um meine Stirne wand Stefan, Flammenhort vom Rheine, Herr der Herzen, Er der Eine, Unsres Stromes Silberband, Duft des schönen, Schau des neuen Lebens schenkend, der Gebühr, Wihend mich, den Immertreuen, Seiner Sende, seiner Kür, Seiner Sende,auszustreuen Junges Gotteslicht im Lied, Seiner Kür, die goldnem Leuen Dunkle Fittiche beschied. Morgens Meister, Stern der Wende Hat Ihn land mein Sang genannt: Sohn der Kür, Bote der Sende, Bleib ich, Flamme, Dir Trabant! Bleib ich, Flamme, Dir Trabant! DER ABGESANG Nur aus dem fernsten her kommt die erneuung. (Stefan George) Dein Weg ist nicht mehr der meine, Teut, dir schwant, erkoren seist Du am Nordgrat, nicht am Rheine, Lug sei, was dich Andern eine, Lug das Lamm in Kreuzespeine, Blut sei Same, Gift der Geist. Borgst dir Zeichen, Zucht und Richter, Löschest aus die eignen Lichter, Fährst vom Weltentempelhaus Deiner Kaiser, deiner Dichter Brüllend, Teut, ins Dunkel aus: Wüsstest du was drinnen kreist! Nacht hat auch zu mir gesprochen, Gottesnacht, schwer dröhnt das Wort: Losgebrochen! Losgebrochen! Alle meine Pulse pochen Won dem Rufe: auf und fort! Und ich folge, und ich weine Weine, weil das Herz verwaist, Weil ein Tausendjahr vereist. Aber ob zum Morgenscheine Wieder lenkt umwölktes Wort, Wo ich mich Altvätern eine, Harrnd, dass Hagadol erscheine – Ob der Ruf Mich fernhin reisst: Kür verheisst und Sende Weist. Weit aus heilig weissem Feuer Reckt die Hand und heischt der Meister: überdaure! Bleib am Steuer! Selige See lacht, Land ergleisst! Wo du bist, du Immertreuer, Wo du bist, du Freier, Freister, Du der wahrt und wagt und preist – Wo du bist, ist Deutscher Geist! Wo du bist, ist Deutscher Geist! Wo du bist, ist Deutscher Geist! Wo du bist, ist Deutscher Geist! Wo du bist, ist Deutscher Geist! Wo du bist, ist Deutscher Geist!